Hershey, Kuba © by Filavision

Der Hershey

Wir standen also wie empfohlen um 8:00 Uhr am Bahnhof wo der Hershey abfahren sollte. Natürlich tat er dies nicht, sondern viel aus. Der nächste sollte um 12:30 Uhr fahren. Wir schauten uns dann nochmal in der Stadt um und tatsächlich, vier Stunden später stand ein uralter Elektro-Zug mit drei Wagons da. Die Sitze waren eine Stahl-Holz-Konstruktion, die Türen während der Fahrt offen und einige Scheiben zerschlagen. Dafür kostet die Fahrt nach Havanna für Touristen auch nur 2,80 CUC. Einheimische bezahlen 2,80 Peso Cubano, was etwa ein 25stel von unserem Fahrpreis ist.

Pünktlich um 12:30 Uhr tuckerte der Zug mit ca. 20 km/h und mächtige Geruckel und Gehopse Richtung Havanna. Es ging durch eine weitestgehend grüne Landschaft mit Hügeln und Flüssen. Ab und zu hielt er an kleinen Bahnhöfen, die nicht länger als 10 Meter waren und aus einer Hütte und einem kleinen Bahnsteig bestanden.

Während der Fahrt lernten wir einen netten Kubaner kennen, der uns vier Mangos schenkte und uns zu sich nach hause einlud. Er wohnte mit seiner Frau, fünf Kühen und drei Pferden mitten im Nirgendwo. Da wir nur noch fünft Tage auf Kuba haben und wir noch das 200 km entfernte Vinales bereisen wollen, lehnten wir ab.

Auf halber Strecke passierten wir den Bahnhof von Hershey, nachdem auch der Zug benannt ist. Hershey war ein Amerikaner der in dem Gebiet eine Zuckerfabrik errichtet hat. Noch heute ist seine Villa in Hershey zu besichtigen.

Der Schaffner berichtete uns nun von einer brennenden Brücke und das der Zug nicht weiterfahren kann. Wir stiegen alle aus und warteten auf dem Bahnhof. Nun merkten wir, das noch ein Tourist (Ein Mann aus dem Schwarzwald) im Zug war. Er berichtete, das er eine Woche im Hotel in Varadero war und sich nun Havanna anschauen möchte. Er hatte im Plaza Hotel reserviert, was auf ein dickes Portemonnaie deuten ließ. Irgend ein Zugangestellter orderte uns dann ein Taxi und der Schwarzwälder saß schon drin, kaum war es angekommen. Wir fragten ihn, ob er nach dem Preis gefragt hat und er verneinte. Letztendlich wollte der Taxifahrer 40 CUC haben, was uns viel zu viel erschien. Es waren etwa 50 km bis Havanna und wir haben eine 50 km Taxifahrt schon für 10 CUC bekommen. Siehe da, beim Aushandeln eines billigeren Fahrpreis kam ein einzelner Wagon das Gleis entlang und die Einheimischen, die mit uns warteten stiegen alle ein. Wir fragten wie weit der Zug fährt und hörten, das er zwei Stationen vor Guanabo enden sollte. Von dort aus könnten wir ein billiges Taxi nach Guanabo nehmen und von Guanabo fährt regelmäßig ein lokaler Bus nach Havanna. Gesagt getan verzichteten wir auf das Taxi und bestiegen den Wagon. Dem Schwarzwälder wurde vermutlich schon etwas mulmig, sah er doch seine sichere Chance nach Havanna zu kommen davon schwimmen.

Der Zug tuckerte mit uns dann weiter Richtung Havanna, bis wir plötzlich mitten im Dschungel hielten. Die verbrannte Brücke lag direkt vor uns und wir sollten alle aussteigen, zu Fuß den Fluss überqueren damit der Zug im Leergewicht die Brücke überfahren kann. Gesagt getan, stiegen wir aus und liefen los, bis uns der Schaffner wieder zurück pfiff. Aus irgendeinem Grund sollten wir doch wieder alle einsteigen. Gesagt getan, überquerten wir nun doch im Zug die Brücke und sie hielt.

Wir erzählten dem Schwarzwälder mehrmals von der Möglichkeit, mit dem Bus von Guanabo nach Havanna zu kommen. Diese Buslinie fährt zuverlässig alle halbe Stunde und kostet einen bescheidenen Peso Cubano pro Nase. Er blieb trotzdem skeptisch und war sich wohl nicht sicher ob er hier im Nirgendwo wirklich noch nach Havanna kommt.

Irgendwann hielt der Zug mitten auf einem Bahnübergang auf einer Landstraße. Es war ein Haus zu sehen und sonst nur Hügel und Felder. Es gab wohl wieder Bauarbeiten am Gleisbett. Plötzlich sahen wir ein Bus herankommen auf dem Guanabo stand. Wir riefen dem Schwarzwälder zu „Komm, da ist ein Bus nach Guanabo!“, griffen unsere Rucksäcke und sprangen aus dem Zug. Der Schwarzwälder wollte seinen Augen nicht trauen und blieb im Zug sitzen. Wie weit er noch gekommen ist wissen wir nicht. Wir stiegen in den Bus und 15 Minuten später standen wir bei Mercedes vor dem Haus, hier wo wir auch schon unsere ersten Tage in Guanabo verbrachten. Sie hat für heute ein Zimmer frei und machte telefonisch auch schon unseren morgigen Bus nach Vinales klar. Wir verbrachten den Rest des Nachmittag am Strand.