Mirissa, Sri Lanka © by Filavision

Die Westküste lang runter

Nachdem es Steven wieder etwas besser ging, machten wir uns auf den Weg nach Süden. Mit dem Zug fuhren wir nach Hikkaduwa. Zugfahrten sind ein echtes Abendteuer, man weiß nie wie voll der Zug ist und ob man mit kommt, alle Fenster und Türen sind auch während der Fahrt geöffnet, sodass man sich in die offene Tür stellen und die vorbei fliegende Landschaft in vollen „Zügen“ genießen kann.

Das Essen in Sri Lanka ist sehr gewöhnungsbedürftig, an den Strassen gibt es sehr viele Wagen mit verschiedenen Roti und Currys, doch leider ist alles sehr, sehr scharf. In Restaurants kann man kaum essen, da hier fast alles echt schlecht ist. Sie bieten alles mögliche an, haben jedoch keine Ahnung wie z.B. Pizza oder Spagetti gemacht werden. Typische asiatische Gerichte werden zwar hier und da auch angeboten, schmecken jedoch wie aus der Mikrowelle. Die meisten Restaurants sind hier auch immer leer und der Wirt ganz überrascht wenn tatsächlich mal jemand kommt, dementsprechend schlecht vorbereitet ist auch seine Küche. Das einzige was überall ganz gut ist, ist Curry mit Reis doch das ist leider auch überall fast ungenießbar scharf. Wir haben schon echt viele Restaurants ausprobiert, dies ist also ein repräsentativer Eindruck!

Die Unterkünfte sind gegenüber Süd-Ost Asien ebenfalls etwas anders. Oft wohnen wir in Häusern die von außen einer Bauruine gleichen, selbst teure Hotels sehen nicht besonders gut aus. Das liegt wohl an der Nähe zu Indien und dem Baustil der hier vorherrscht. Bungalows am Strand wie wir sie aus Thailand kennen sucht man vergebens, es ist halt auch ein anderes Land. Die Matratzen sind meist unterirdisch und die Betten nur 180cm lang, was für Steven ein ziemliches Problem darstellt, da die Betten meist eine Kante am Fußende haben. Selbst im Krankenhaus war die Matratze nur eine dünne Schaumstoffmatte.

Alles in allem ist die Umgebung sehr indisch geprägt. Die Strassen sind voll von Tuk Tuk’s und abwrackreifen Bussen und Autos, es gibt auch in den Städten kaum hohe Häuser, der Ein- oder Zweistöckige Flachbau ist hier schwer in Mode. Dazu bieten etliche kleine Shops und Wagen ihre Waren pfeil. Durch den 25 jährigen Bürgerkrieg, der gerade seit 3 Jahren vorbei ist, ist die Militärpräsenz noch ziemlich hoch. An vielen Ecken stehen Soldaten mit Maschinengewehren und beobachten das Geschehen. Ob uns das nun ein Sicherheitsgefühl gibt oder er Sorgen bereitet können wir nicht genau sagen.

Die Strände sind ganz schön, das Wasser warm und türkis und Wellen findet man quasi überall. Viele Strände sind von Palmen gesäumt und am Abend versammeln sich die einheimischen Jungs am Strand und spielen Cricket. Zum Schnorcheln scheint uns die See eher nicht geeignet, wir haben jedenfalls noch kein Korallenriff entdeckt. Die vielen verfallen Häuser am Strand erinnern uns etwas an Kuba genau wie das Essen. Sri Lanka versucht einen demokratischen Sozialismus zu leben, wie gut das System funktioniert bleibt uns leider verborgen. Man kann in den kleinen Shops vieles kaufen, die Verfügbarkeit der Waren ist um einiges höher als z.B. in Kuba, dafür ist Sri Lanka aber auch keinem Embargo unterworfen.

Die Menschen sind zum großen Teil sehr freundlich. Viele interessieren sich dafür woher man kommt, wie lange man bleibt, wo man schon war und bieten Hilfestellung an, wenn man sie braucht. Natürlich gibt es auch vereinzelte Ausnahmen aber die gibt’s ja überall.

Wir fuhren also mit dem Zug gen Süden nach Hikkaduwa und blieben dort 3 Tage. Wir liehen Roller und Surfboards doch die Wellen waren nicht sehr gut, weshalb wir lieber einen Rollerausflug machten. Vicki spielte abends mit den Einheimischen Volleyball am Strand, Steven nutzte die Zeit um sich zu schonen und von der Krankheit zu erholen, die Ärztin hatte noch eine Woche Ruhe verordnet. Unsere Unterkunft war leider ziemlich runtergekommen weshalb wir dann auch bald weiter reisten.

Unser nächster Stopp war Weligama, eine kleine Stadt ganz im Süden. Hier wohnten wir in einem kleinen Guesthouse mit gerade einmal zwei Zimmern am Strand. Wir mussten nur über die Strasse und waren direkt am Wasser. Leider war auch dieses Haus noch eine halbe Baustelle und die Strasse Nachts ziemlich laut. Dafür bot der Strand hervorragende Surfbedingungen, einige Surfboard-Verleiher boten ihre Bretter am Strand an. Dies nutzen wir ausgiebig und gingen Surfen wann immer Zeit dafür war. Uns taten nach drei Tagen alle Knochen weh, Surfen kann ganz schön an die Substanz gehen, sodass wir eine Pause einlegten und mit dem Bus einen schönen Badestrand in einer Nachbarbucht besuchten. Am Tag darauf hieß es früh aufstehen, wir buchten eine nicht ganz billige Walbeobachtungs-Tour. Die Veranstalter warben mit Blauwalen, Pottwalen und jeder Menge Delfinen die man sehen sollte. Wir fuhren mit einer Nussschale 2 Stunden hinauf auf die nicht ganz ruhige See und tuckerten mit etlichen anderen Booten kreuz und quer über den Indischen Ozean. Sobald am Horizont eine Wasserfontäne eines ausatmenden Wales auftauchte, fuhren alle Boote mit Vollgas zu dieser Stelle. Der Wal wurde natürlich längst von den lauten Motoren vertrieben und war nicht mehr zu sehen. Insgesamt haben wir an dem Tag zwei Grauwale gesehen und dank Teleobjektiv auch einigermaßen gut Fotografieren können. Die ganze Tour war eine ziemliche Enttäuschung. Den Nachmittag verbrachten wir dann wieder mit den Brettern im Wasser, was uns den Tag rettete. Insgesamt blieben wir sechs Tage in Weligama die wir mit Mark zum Großteil mit Surfen verbrachten. Für Autumn ist Surfen leider nix, sie relaxte am Strand und schaute uns beim Wellenreiten zu. Die Sonne brennt hier teilweise unerträglich heiß vom Himmel herab, weshalb wir Mittags gezwungen waren eine Pause einzulegen. Wir gingen dann immer zurück ins Guesthouse, aßen etwas und warteten die Mittagshitze ab um am Nachmittag wieder auf’s Brett zu hüpfen.

Nach den sechs Tagen in Weligama fuhren wir mit dem Bus weiter nach Tangalle. Dies ist ein weiterer Badeort, Surfen ist hier leider nicht möglich. Gestern liehen wir uns wieder Roller aus und machten einen Tagesausflug zum Uda Walawe Nationalpark. Dort muss man sich einen Jeep mit Fahrer mieten, den Eintritt bezahlen und evtl. noch einen Guide nehmen und kann auf Safari gehen. Dies taten wir dann auch. Der Park ist berühmt für seine große Elefanten Population. Hier leben ca. 550 Wilde Elefanten in Gruppen bis zu 50 Tieren, dazu vereinzelte Leoparden, Krokodile, Mungos, Schakale und etliche Vögel. Wir saßen hinten auf unserem Jeep, ließen uns von unserem Guide alles mögliche zeigen und erklären und beobachteten die Tiere des Nationalparks. Wir sahen etliche Elefanten, sogar mit Jungen, einen Schakal, viele Vögel. Das seltene Glück einen Leoparden zu sehen hatten wir leider nicht, die Safari war trotzdem sehr gelungen. Ganz zum Schluß wurde es sogar noch spannend. Wir fuhren langsam an einer Herde Elefanten mit Jungen vorbei und unser Fahrer stoppte. Einem Elefanten schien das gar nicht zu gefallen und er kam mit Getöse auf unseren Jeep zu gerannt. Unsere Guide fuchtelte wild mit seinen Armen umher, was den Elefanten tatsächlich zu beeindrucken schien. Er stoppte und ging wieder ein Stück auf Abstand, Steven Filmte das Geschehen. Dies war unsere erste Safari und bestimmt nicht die letzte.

Wohin wir als nächstes gehen wissen wir noch nicht genau. In 10 Tagen ist unser viertel Jahr schon wieder rum, wir freuen uns zwar auf Zuhause, könnten aber auch noch einen Monat dran hängen. Drei Monate Asien ist einfach nicht genug ;)