Koh Rong, Kambodscha © by Filavision

Koh Rong

Nach den beeindruckenden Tempeln von Angkor, machten wir uns am nächsten Tag auf nach Sihanoukville an der Küste. Die Fahrt ging über Phnom Penh und sollte 8 Stunden dauern, wir starteten um 8 Uhr morgens. Das Auswärtige Amt warnt vor Nachtfahrten, man sollte sein Ziel immer vor Einbruch der Dunkelheit erreichen. Dies hätte auch geklappt, wenn die Fahrt nicht 14 Stunden gedauert hätte. Es ging teilweise über unbefestigte Schotterpisten (Bundesstraße), mitten durch’s Land.

In Sihanoukville kamen wir also richtig fertig an. Wir wussten aus dem Lonely Planet, dass man sich vom Busbahnhof entfernen soll und erst an der Hauptstraße ein Tuk Tuk nehmen soll, da die Fahrer am Busbahnhof viel zu hohe, abgesprochene Preise verlangen. Wir gingen also zur Hauptstraße und stoppten einen Fahrer. Ein Tuk Tuk in Cambodia ist wie eine Kutsche, die von einem Moped gezogen wird. Eine Bank in Fahrtrichtung und eine entgegengesetzt, die Seiten sind offen. Wir verstauten unsere Rucksäcke auf der Vorderbank und den kleinen auf Vicki’s Schoß. Als wir ca. 1 km gefahren sind, näherte sich unbemerkt ein Moped mit 2 Typen von hinten. Im vorbeifahren griffen sie sich den kleinen Rucksack, doch sie hatten die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Vicki riss geistesgegenwärtig den Rucksack an sich, so dass der Hintermann fast vom Moped viel, da dieses beinahe mit dem Tuk Tuk kollidierte. Dann lies der Typ los und das Moped verschwand in der Nacht. Wenn Vicki nicht nach so einem harten Tag noch so gut reagiert hätte, wären Pässe, Kamera und Handy weg gewesen. Das ganze dauerte nur 1 Sekunde, hätte uns aber tagelange Scherereien eingebrockt. In Angkor hat uns ein Buddhistischer Mönch Glücksarmbänder geschenkt, die haben sich direkt ausgezahlt. Wir hatten schon von viel Kriminalität, Prostitution und Korruption in Sihanoukville gehört was sich direkt bewahrheitet hat. Dies war allerdings auch unsere erste schlechte Erfahrung in Cambodia.

Nach einer Weile fanden wir eine Bleibe und beschlossen gleich am nächsten Tag mit dem Boot zu unserem eigentlichen Ziel, der Insel Koh Rong weiter zufahren. Das Boot und die Unterkunft buchten wir bei einem sehr netten Mr. San in seinem kleinen Reisebüro. Überfahrt 10$, Übernachtung 12$.

Auf Koh Rong angekommen, freuten wir uns auf einen Bungalow am Strand sowie Ruhe und Entspannung. Daraus wurde nix. Das gebuchte Resort war voll (Mr San kann nix dafür) und wir wurden quasi bei Einheimischen Dorfbewohnern untergebracht. Das Haus und die Umgebung war eine einzige Baustelle, wenn auch nur 20 Meter vom Strand entfernt. Die Familie bei der wir wohnten, hat im oberen Geschoß 3 Räume für Touristen und ein Bad eingerichtet. Sie wollen damit ihren Lebensunterhalt bestreiten und die drei Kinder, zwei davon von einer seltenen Hautkrankheit erkrankt, durchbringen. Schnell war die erste Enttäuschung verflogen und wir erkannten die Chance die Leute und das Leben in Cambodia mal richtig nah kennenzulernen.

Die Häuser stehen hier alle auf Stelzen, da das Land häufig überschwemmt ist. Wenn gerade kein Hochwasser ist, kann man Dinge unter dem Haus lagern. Die meisten Häuser haben nur ein Stockwerk mit einem Raum in dem sich das Leben abspielt, hier ist die Küche und das Bad und Nachts wird dann hier geschlafen. In unserem Haus, welches 2 Stockwerke hatte, lebte die fünfköpfige Familie in einem Raum im Erdgeschoß. Der Vorhof war Treffpunkt aller Nachbarskinder. Wenn es dunkel wurde, traf sich die ganze Nachbarschaft im Haus nebenan, da dort ein Fernseher stand. Da kamen schon mal 20 Leute in einem kleinen Raum unter.

Wir verstanden uns mit unserer Gastfamilie sehr gut, spielten mit den Kindern und redeten mit den Erwachsenen so gut es ging, da sie nur sehr wenig englisch sprechen.

Ansonsten ist Koh Rong schön und wenn man das Dorf verlässt auch sehr ruhig. Es gibt hier keine Autos, Modeps oder Strassen, nur ein paar Dschungelpfade. Die Insel ist 74 km lang und mit sehr dichtem Regenwald bewachsen. Wir haben uns einmal zum Nachbarstrand durchgeschlagen um zu Schnorcheln. Wir fanden einen ewig langen, weißen und Menschenleeren Strand vor. Das Schnorcheln war allerdings ziemlich unspektakulär. Vicki spielte am Abend Volleyball und Steven spielte mit den Kindern Badelatschen Fußball. Wir aßen hier auch das beste Curry in Cambodia, Khmer Curry. Khmer heißen die Bewohner und die Sprache in Cambodia. Wir hatten eine schöne Zeit hier auf der Insel und tankten Kraft für unserer bevorstehende 14 Stunden Nachtbusfahrt nach Ho-Chi-Min-Stadt in Vietnam.