Tana Toraja, Sulawesi © by Filavision

Von Bira auf die Togian Islands

Da wir nach den ersten Hügeln realisierten, dass wir mit unserer Übersetzung nicht über die Berge kommen, teilten wir uns mit Anna und Michael ein Auto inkl. Fahrer zurück nach Makassar. Anna und Michael haben wir in Bira kennengelernt, sie haben dort Vorbereitungen getroffen um ein eigenes Boot zu bauen. Die Fahrräder schnallten wir auf das Autodach (ohne Träger ;) und fuhren zurück nach Makassar. Dort angekommen klapperten wir die größten Fahrradläden ab doch keiner hatte Shimano-Teile, geschweige denn ein größeres Ritzel für unsere 8-Gang-Nabenschaltung. Wir machten uns Gedanken über den Fortgang unseres Trips und fassten den Entschluss, die großen Berge mit dem Bus zu bewältigen und nur noch einige Flachetappen auf dem Rad zu fahren. Es war nicht nur die Übersetzung, auch der starke Verkehr mit den vielen frisierten und dadurch sehr lauten Mopeds und Autos, das ständige Gehupe, aggressive Hunde und vor allem fehlende Unterkünfte auf dem Weg verdarben uns den Spaß am Radfahren. Natürlich wollten wir nicht „aufgeben“, aber letztendlich stellten wir uns diese Frage: Wollen wir den Großteil der Reise mit dem Stress auf diesen Straßen oder lieber am Strand mit Surfboard und Schnorchel verbringen? Da es uns darum geht eine möglichst schöne Zeit zu verbringen, war die Antwort klar. Wir nahmen am selben Tag den Nachtbus nach Rantepao ins Toraja Hochland.

In Rantepao verbrachten wir drei Tage und unternahmen Tagestouren mit dem Rad. Die Menschen hier haben einen besonderen Toten-Kult. Der Leichnam eines Angehörigen bleibt solange im Haus, bis die Seele den Übergang in den Himmel vollzogen hat. Dies kann mitunter über ein Jahr dauern. Während dieser Zeit sitze der Leichnam mit auf der Terrasse, auf der Couch oder liegt im Bett. Der Tote bekommt den Tisch mit gedeckt, als wäre er noch am Leben. Außerdem wird eine ihm ähnliche Puppe angefertigt, die später am Grab aufgestellt wird. Die Beerdigungszeremonie ist ein grausames Fest, bei dem zum Teil dutzende Büffel, Schweine, Hühner und andere Tiere auf bestialische Art getötet werden. Touristen sind bei diesen Zeremonien gern gesehene Gäste, wir haben uns dies jedoch erspart. Nachdem die Seele des Verstorbenen in den Himmel „gewandert“ ist und die Beerdigungszeremonie stattfand, wird der Tote in Felsengräbern oder in Höhlen bestattet. Diese Gräber sind meist öffentlich zugänglich und wir haben uns einige angesehen. Kinder, die verstarben bevor sie Zähne bekamen, werden in einem Baum beerdigt. Die Menschen glauben, dass die Seelen in dem Baum weiter leben.

Nach Rantepao machten wir uns über Tentena und Poso auf den Weg nach Ampana um von hier die Fähre auf die Togian Islands zu nehmen. Den Weg legten wir mit Bus und Rad zurück und blieben je eine Nacht in Tentena und Ampana. Auf der Fähre zu den Togians haben wir eine Gruppe von ca. 100 Spinnerdelphinen gesehen. Leider war das Telefon erst Griffbereit, als fast alle verschwunden waren, weshalb nur noch ein paar auf dem Video zu sehen sind. Die Fährfahrt war auch lustig, der Kapitän und seine Crew tranken und sangen Karaoke im Führerhaus.

Auf den Togians, die aus mehreren Inseln bestehen, verbrachten wir die meiste Zeit im schönen Harmony Bay Resort auf der Insel Kadidiri. Der Tag bestand vorwiegend aus Schnorcheln und Faulenzen. Wir sahen eine große Schildkröte, die seltenen Napoleon-Fische, einen Eagle-Ray, mehrere hochgiftige Seeschlangen und sogar unser erstes Seepferdchen. Leider war da bereits der Akku der Kamera leer. Zwei Nächte verbrachten wir am Sera Beach auf der Insel Malenge. Auch hier war wieder Schnorcheln angesagt und zwar mit Baby-Riffhaien. Mehrere Leute haben sie vor uns in der Bucht gesehen, wir suchten Stundenlang, hatten jedoch kein Glück.

Insgesamt verbrachten wir acht Tage in dem wunderschönen, schwer zu erreichenden Tauchparadies. Möchte man von Deutschland aus auf die Togians reisen, muss man mindestens drei Tage Anreise mit Flugzeug, stundenlangen Busfahrten und Fähren auf sich nehmen. Schaut man sich eine Strecke auf der Karte an, sind es nur 300 Kilometer, der Bus benötigt dafür aber meist 12 Stunden. Auf den Inseln selbst gibt es kaum Infrastruktur, du wirst zu dem Strand gebracht, wo dein Resort ist, welches Du aber vorher nicht buchen konntest, da es hier so gut wie kein Handynetz oder Internet gibt. Du musst hoffen, dass ein Bungalow frei ist oder dich per Boot zur nächsten Bucht bringen lassen. Das Resort ist hat dann Vollpension mit 3 Mahlzeiten pro Tag. Es gibt eh keinen Shop oder Restaurant, wo man sonst sein Geld lassen könnte. Einmal pro Tag fuhr ein kleines Boot des Resorts zur Hauptinsel rüber, wo es ein kleines Dorf mit ein paar Marktständen gibt. Möchte man etwas bestimmtes kaufen, kann man es sich entweder mitbringen lassen oder man fährt selbst mit rüber. Dort im Dorf gibt es dann auch ein schwaches Handysignal, womit die Resorts Kontakt zur Außenwelt halten. Strom gibt es auf den Inseln auch nur per Generator von 18 bis 22.30 Uhr, was für einen sehr klaren Sternenhimmel sorgt, da es ab 22.30 Uhr Stock finster ist.

Nach acht Tagen verließen wir die Togians in Richtung Norden mit der Nachtfähre. Wir wollten nicht unter Deck schlafen, da es dort eng und stickig war (Rauchen erlaubt). Wir legten unsere Matratzen auf das Oberdeck und schliefen unter klarem Sternenhimmel. Das Licht des Mondes reichte noch aus, um einige Delphine zu beobachten, die im Kielwasser der Fähre schwammen.

Leider merkten wir bei der Abreise, dass uns während einer Fährfahrt vor einigen Tagen unsere Helme geklaut wurden. Dazu machte Stevens Hinterrad schon merkwürdige Geräusche, was sich später als Totalschaden der Nabenschaltung herausgestellt hat. Wir änderten also mal wieder unseren Plan und fuhren nicht noch die letzten 400 Kilometer nach Manado um auf die Bunaken Inseln zu gehen. Das ist das schöne am ungebundenen Reisen, geht etwas schief oder ändern sich die Dinge, kann man leicht darauf reagieren. Die Fähre erreichte 4 Uhr morgens Gorontalo und wir fuhren mit dem Rad die letzten 30 Kilometer zum lokalen Flughafen. Von hier aus flogen wir mit Lion-Air, einem Indonesischen Billigflieger der bis vor kurzem noch auf der Europäischen Schwarzen Liste stand, über Makassar direkt nach Bali. Dort werden wir den letzten Monat unserer Reise hoffentlich mit sehr viel surfen verbringen. Das verbrennt noch mal ordentlich Kalorien, Steven hat sein Ziel 82kg (94kg bei Abflug) aber auch schon fast erreicht.

Wir melden uns wieder von Bali!